0. Überblick: Was macht die Kosten- und Leistungsrechnung?
In einem Unternehmen fallen viele Zahlungen (Ausgaben und Einnahmen) an. Die Finanzbuchführung (externes Rechnungswesen) erfasst sie nach gesetzlichen Vorgaben und erstellt z. B. Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung.
Die Kosten- und Leistungsrechnung (KLR) gehört zum internen Rechnungswesen. Sie interessiert sich vor allem für das, was mit dem eigentlichen Betriebszweck zu tun hat: Welche Kosten verursacht die betriebliche Leistungserstellung und welche Leistungen (betriebsbedingten Erträge) stehen dem gegenüber?
Schreibe als Überschrift: „Einführung in die Kosten- und Leistungsrechnung“ und notiere: „Die KLR ist Teil des internen Rechnungswesens und liefert Informationen für die Planung, Steuerung und Kontrolle der betrieblichen Leistungserstellung.“
Kurze Verständnisfrage
Wofür braucht ein Unternehmen überhaupt eine Kosten- und Leistungsrechnung, obwohl es schon eine Finanzbuchführung hat?
1. Externes und internes Rechnungswesen
Abgrenzung zur Geschäftsführung / Finanzbuchhaltung1.1 Externes Rechnungswesen (Finanzbuchführung)
- Bezeichnung: Finanzbuchführung, Jahresabschluss (Bilanz, GuV).
- Ausrichtung: Nach außen gerichtet – Informationen für Gläubiger, Staat, Anteilseigner.
- Zeitliche Orientierung: Rückblick auf abgeschlossene Zeiträume (z. B. Geschäftsjahr).
- Rechengrößen: Aufwendungen und Erträge in Geldeinheiten.
- Rechtliche Rahmenbedingungen: strenge gesetzliche Vorgaben, z. B. Handelsgesetzbuch (HGB), Abgabenordnung.
- Adressaten: Finanzamt, Banken, Anteilseigner, Öffentlichkeit.
1.2 Internes Rechnungswesen (Kosten- und Leistungsrechnung)
- Bezeichnung: Kosten- und Leistungsrechnung, Betriebsabrechnung.
- Ausrichtung: Nach innen gerichtet – Informationen für Unternehmensleitung und Controlling.
- Zeitliche Orientierung: Vergangenheits- und Zukunftsbezug (Soll-Ist-Vergleiche, Planrechnungen).
- Rechengrößen: Kosten und Leistungen (betriebsbezogener Werteverzehr und -zuwachs).
- Rechtliche Rahmenbedingungen: keine direkte gesetzliche Pflicht; sie richtet sich nach innerbetrieblichen Informationsbedürfnissen, orientiert sich aber an Grundsätzen ordnungsmäßiger Kalkulation.
- Adressaten: Unternehmensleitung, Controlling, Kostenstellenverantwortliche.
| Merkmal | Externes Rechnungswesen | Internes Rechnungswesen (KLR) |
|---|---|---|
| Hauptaufgabe | Vermögens-, Finanz- und Erfolgslage nach außen darstellen | Wirtschaftlichkeit der betrieblichen Prozesse messen und steuern |
| Erfolgsermittlung | Gewinn/Verlust des Unternehmens als Ganzes | Betriebsergebnis der eigentlichen Tätigkeit |
| Datenbasis | Buchungen aller Geschäftsvorfälle | Ausgewählte, angepasste Daten (Kosten/Leistungen) aus der Fibu und zusätzliche kalkulatorische Werte |
Erstelle eine Tabelle mit den Merkmalen Bezeichnung, Ausrichtung, zeitliche Orientierung, Rechengrößen, rechtliche Rahmenbedingungen, Adressaten und trage die Informationen für externes und internes Rechnungswesen ein.
Check: extern oder intern?
Ordne zu, ob die Aussage eher zum externen oder internen Rechnungswesen gehört.
2. Zweck der Kosten- und Leistungsrechnung
Die KLR liefert innerbetriebliche Informationen, die im Unternehmen benötigt werden, um wirtschaftlich zu arbeiten. Dabei wird nur der Betriebszweck berücksichtigt, also das, womit das Unternehmen „eigentlich sein Geld verdient“ (z. B. Verkauf von Waren, Erbringung von Dienstleistungen).
2.1 Wichtige Aufgaben der KLR
- Kostenartenrechnung: Welche Kosten sind angefallen (z. B. Material, Löhne, Miete)?
- Kostenstellenrechnung: Wo sind die Kosten angefallen (z. B. Produktion, Verwaltung, Vertrieb)?
- Kostenträgerrechnung: Wofür sind die Kosten angefallen (z. B. für Produkt A oder Auftrag B)?
- Kalkulation: Ermittlung von Angebotspreisen, Verkaufspreisen und Wirtschaftlichkeit einzelner Produkte.
- Kontrolle: Vergleich von geplanten und tatsächlichen Kosten (Kostenkontrolle, Abweichungsanalysen).
Notiere dir die Begriffe Informationsfunktion und Kontrollfunktion der KLR und ergänze jeweils einen kurzen Satz, was damit gemeint ist.
Selbstüberprüfung
Welche Aufgabe erfüllt die KLR, wenn sie die tatsächlichen Kosten einer Abteilung mit den geplanten Kosten vergleicht?
3. Grundbegriffe: Ausgaben, Aufwand und Kosten
Abgrenzung von Ausgaben, Aufwand und KostenNicht alle Zahlungen und nicht jeder Aufwand aus der Finanzbuchführung sind in der KLR als Kosten relevant. Nur der Teil, der dem eigentlichen Betriebszweck dient und periodegerecht ist, wird als Kosten betrachtet.
3.1 Begriffe und Abgrenzung
| Begriff | Einfach erklärt | Typisches Beispiel |
|---|---|---|
| Ausgaben | Abfluss von Zahlungsmitteln (Bargeld oder Bankguthaben). Es wird etwas bezahlt. | Kauf von Rohstoffen gegen Barzahlung; Überweisung der Lieferantenrechnung. |
| Einnahmen | Zufluss von Zahlungsmitteln. Das Unternehmen erhält Geld. | Kundin bezahlt eine Rechnung per Überweisung. |
| Aufwand | Gesamter Werteverzehr einer Periode, der in der Finanzbuchführung als Aufwand erfasst wird. | Abschreibung einer Maschine, Löhne und Gehälter, Stromkosten laut Fibu. |
| Ertrag | Gesamter Wertezuwachs einer Periode, der in der Finanzbuchführung als Ertrag erfasst wird. | Verkaufserlöse, Zinserträge auf Bankguthaben. |
| Kosten | Betriebszweckbezogener, regelmäßiger und periodegerechter Werteverzehr. | Materialverbrauch zur Herstellung von Produkten, Fertigungslöhne, Miete für Produktionsräume. |
| Leistungen | Betriebszweckbezogene, regelmäßig anfallende Erträge, die aus der eigentlichen betrieblichen Tätigkeit stammen. | Umsatzerlöse aus dem Verkauf der typischen Produkte des Unternehmens. |
3.2 Neutrale Aufwendungen
Nicht jeder Aufwand ist gleichzeitig auch Kosten. Aufwendungen, die nicht zum eigentlichen Betriebszweck gehören oder außergewöhnlich sind, heißen neutrale Aufwendungen. Typische Unterarten:
- Betriebsfremde Aufwendungen: entstehen außerhalb des eigentlichen Betriebszwecks (z. B. Spenden an einen Verein bei einem Industrieunternehmen).
- Periodenfremde Aufwendungen: betreffen eigentlich frühere oder spätere Perioden, werden aber in der aktuellen Periode gebucht (z. B. Steuernachzahlungen für frühere Jahre).
- Außergewöhnliche Aufwendungen: fallen unregelmäßig und ungewöhnlich hoch an (z. B. Aufwand durch einen großen Brandschaden).
Zeichne ein kleines Schema:
Aufwendungen = betriebsbedingte Aufwendungen (Kosten) + neutrale Aufwendungen (betriebsfremd, periodenfremd, außergewöhnlich). Ergänze jeweils ein kurzes Beispiel.
Unterscheide Aufwand und Kosten
Ein Unternehmen zahlt eine hohe Steuernachzahlung für ein Jahr, das schon länger zurückliegt. Ist das Aufwand, Kosten oder beides?
4. Leistungen und neutrale Erträge
Das Gegenstück zu den Aufwendungen sind auf der Ertragsseite die Erträge. In der KLR interessieren uns aber nur die Leistungen, also die betriebsbedingten Erträge.
4.1 Leistungen (betriebsbedingte Erträge)
4.2 Neutrale Erträge
Erträge, die nicht zum eigentlichen Betriebszweck gehören oder außergewöhnlich sind, heißen neutrale Erträge. Unterarten:
| Art | Bedeutung | Beispiel |
|---|---|---|
| Betriebsfremder Ertrag | Ertrag stammt aus Tätigkeiten, die nichts mit dem eigentlichen Betriebszweck zu tun haben. | Spekulationsgewinne aus Wertpapierverkäufen eines Produktionsunternehmens. |
| Periodenfremder Ertrag | Ertrag betrifft eigentlich eine andere Abrechnungsperiode. | Nachträgliche Erstattung von Steuern für ein früheres Jahr. |
| Außergewöhnlicher Ertrag | Ertrag ist ungewöhnlich hoch und tritt nicht regelmäßig auf. | Versicherungsentschädigung nach einem Brandschaden; Ertrag aus dem Verkauf einer Fabrikhalle. |
Notiere: „Erträge = Leistungen (betriebsbedingt) + neutrale Erträge (betriebsfremd, periodenfremd, außergewöhnlich)“ und ergänze je ein Beispiel.
Check: Leistung oder neutraler Ertrag?
Eine Bäckerei verkauft ein altes, nicht mehr benötigtes Lieferfahrzeug mit Gewinn. Handelt es sich um eine Leistung oder um neutralen Ertrag?
5. Kalkulatorische Kosten
In der Finanzbuchführung werden bestimmte Werte gar nicht oder anders erfasst, als es für die Wirtschaftlichkeitsrechnung sinnvoll wäre. Die KLR arbeitet deshalb mit kalkulatorischen Kosten. Das sind Kosten, denen in der Fibu entweder kein Aufwand oder ein anderer Aufwand gegenübersteht.
5.1 Arten kalkulatorischer Kosten
- Kalkulatorische Zinsen: erfassen die Opportunitätskosten des im Unternehmen gebundenen Kapitals (z. B. Maschinen, Gebäude). Auch wenn dafür keine Zinsen gezahlt werden, wird so getan, als ob das Kapital verzinst werden müsste.
- Kalkulatorische Miete: wenn das Unternehmen eigene Räume nutzt, die es auch vermieten könnte, wird eine fiktive Miete angesetzt.
- Kalkulatorischer Unternehmerlohn: bei Einzelunternehmen und Personengesellschaften erhält die Unternehmerin keinen Lohn im klassischen Sinne. In der KLR wird ein angemessener Unternehmerlohn kalkulatorisch berücksichtigt.
5.2 Anders- und Zusatzkosten
- Anderskosten: In der Finanzbuchführung gibt es zwar einen Aufwand, aber in anderer Höhe als in der KLR (z. B. andere Abschreibungsmethoden).
- Zusatzkosten: In der Finanzbuchführung existiert kein entsprechender Aufwand. Diese Kosten tauchen nur in der KLR auf (z. B. kalkulatorischer Unternehmerlohn).
Schreibe die Begriffe kalkulatorische Zinsen, kalkulatorische Miete, kalkulatorischer Unternehmerlohn mit einer kurzen Definition und einem Beispiel ins Heft. Markiere jeweils, ob es sich um Anderskosten oder Zusatzkosten handelt.
Einordnen kalkulatorischer Kosten
Ein Einzelunternehmer arbeitet im Betrieb mit, erhält aber laut Finanzbuchführung keinen Lohn. In der KLR wird ein Unternehmerlohn angesetzt. Um welche Art von Kosten handelt es sich?
6. Betriebs-, neutrales und Unternehmensergebnis
Das Arbeitsblatt unterscheidet zwischen Betriebsergebnis, neutralem Ergebnis und Unternehmensergebnis. Sie hängen eng mit Aufwendungen, Erträgen, Kosten und Leistungen zusammen.
6.1 Betriebsergebnis (KLR)
6.2 Unternehmensergebnis (Finanzbuchführung)
6.3 Neutrales Ergebnis
Das neutrale Ergebnis fasst die neutralen Erträge und Aufwendungen zusammen:
Damit besteht folgender Zusammenhang:
Zeichne ein Schema (z. B. drei Kästchen) mit den Begriffen Betriebsergebnis, neutrales Ergebnis und Unternehmensergebnis. Trage die Formeln ein und notiere dazu: „Unternehmensergebnis = Betriebsergebnis + neutrales Ergebnis“.
Rechenschema Übung
Gegeben: Leistungen 700 000 €, Kosten 650 000 €, neutrale Erträge 30 000 €, neutrale Aufwendungen 10 000 €. Berechne Betriebsergebnis, neutrales Ergebnis und Unternehmensergebnis.
Neutrales Ergebnis = 30 000 − 10 000 = 20 000 €
Unternehmensergebnis = 50 000 + 20 000 = 70 000 € Gewinn.
7. Wiederholung: Aussagen richtig oder falsch?
Angelehnt an Aufgabe 4 deines Arbeitsblatts: Kreuze im Kopf an, ob die Aussagen richtig oder falsch sind, und kontrolliere anschließend.
Aussage 1
Alle Aufwendungen werden in der Kosten- und Leistungsrechnung automatisch als Kosten übernommen.
Aussage 2
Leistungen sind der betriebsbezogene Teil der Erträge.
Aussage 3
Das Unternehmensergebnis setzt sich aus Betriebsergebnis und neutralem Ergebnis zusammen.
Aussage 4
Kalkulatorischer Unternehmerlohn und kalkulatorische Miete sind Beispiele für kalkulatorische Kosten.
Aussage 5
Die Finanzbuchführung richtet sich vor allem an die Unternehmensleitung, während die KLR hauptsächlich für externe Adressaten bestimmt ist.
Fasse auf einer Heftseite zusammen:
- Unterschied externes und internes Rechnungswesen (Tabelle).
- Begriffe Ausgaben, Einnahmen, Aufwand, Ertrag, Kosten, Leistungen.
- Neutrale Aufwendungen/Erträge und kalkulatorische Kosten.
- Formeln für Betriebs-, neutrales und Unternehmensergebnis.